Das Brüderchen

 

Es war spät und Luca, bevor er den Rollladen herunterließ und zu Bett ging, schaute sich die Sterne an.

Er tat dies jeden Abend, seit er Fünf war. Nun war er sechs Jahre alt, fühlte sich schon fast erwachsen und dachte mit Stolz daran wie er die Angst vor dem Dunkeln besiegt hatte. Zuvor war er nie alleine zu Bett gegangen und hatte immer gewollt, dass Mutter oder Vater ihn begleiteten und dass das Licht eingeschaltet blieb. Manchmal wachte er mitten in der Nacht auf und begann zu weinen und flüchtete zu Mutter und Vater.

Alles änderte sich an jenem Abend als die Mutter vergaß die Rollladen herunterzulassen... Während jener Nacht weckte ihn ein schriller Lärm der vom Garten kam. Er wollte gerade weinen als er merkte, dass es doch gar nicht so dunkel war. Es war eine klare Nacht und vom Fenster konnte man viele wunderschöne Sterne sehen. Luca stand auf und näherte sich dem Fenster… Er hatte Angst, aber in seinem Herzen fühlte er einen großen Mut der ihn dazu führte den Himmel und die Sterne zu betrachten: wie faszinierend das war! Luca hatte noch nie den Himmel so spät nachts gesehen: er war so beruhigend, hell und leuchtend. Er wollte nicht einmal wissen wer oder was den Lärm verursacht hatte, in diesem Augenblick schien ihm alles klein und ruhig. Seit jener Nacht als er die Angst vor dem Dunkeln besiegt hatte, war er glücklich alleine zu Bett zu gehen und jedes Mal, bevor er den Rollladen herunterließ, versuchter er solch einen schönen Sternenhimmel wieder zu sehen.

Während er lächelnd an dieses für ihn so wichtige Ereignis dachte, beobachtete er den Himmel: erneut war es eine Wolkenlose, ruhige Nacht. Dann dache er auch an die Mutter die, einige Monate davor, an Weihnachten, ihm gesagt hatte, dass er bald ein Brüderchen bekommen würde... Er dachte an Mutters dicken Bauch… Eines Tages fragte Luca seine Mutter von woher er gekommen sei und sie hatte ihm geantwortet: «Vom Himmel!». Nun schien der Himmel doppelt so wichtig: Luca fragte sich ob einer der Sterne wohl sein Brüderchen sein könnte. «Wird er wohl erst als Stern im Himmel wachsen müssen und dann als Kind geboren werden? Wer weiß ob ich davor auch ein Stern war? hm! Vielleicht bin ich ja noch ein Stern?», überlegte er, «und der Großvater den ich so sehr liebte und der nicht mehr unter uns weilt, ist er wohl ein Stern jetzt?». All diese Fragen ließen ihn die Dunkelheit und die späte Stunde vergessen. Dann grüßte er die Nacht, ließ den Rollladen herunter und, im Dunkeln, krabbelte er ins Bett und schlief selig ein: er war glücklich beim Gedanken bald ein Brüderchen zu haben mit dem er spielen und sprechen konnte.

Die Mutter ließ ihn oft den dicken Bauch anfassen, damit Luca spüren konnte wenn sich das Baby bewegte. Luca war sehr glücklich: er fühlte sich wichtig, wenn er mit dem Vater kleine Hausarbeiten für die Mutter erledigen konnte. Die Mutter durfte sich nicht zu sehr anstrengen und so half er mit Freude wo er nur konnte. Eines Tages sagte sie ihm: «Spürst du wie er sich bewegt? Er ist gewachsen und bald wird geboren… Ich werde für einige Tage ins Krankenhaus gehen müssen, es tut mir Leid dich alleine lassen zu müssen, aber du wirst ein kleiner Mann sein und dich gut benehmen… Großmutter wird dich oft nach der Schule besuchen um zu sehen wie es dir geht und am Abend ist Vater zuhause...».

«Ach! Du warst nie für viele Tage weg von Zuhause: ist es wirklich notwendig?» fragte Luca traurig.

«Komm schon, sei in kleiner Mann, du bist schon Groß jetzt, sechseinhalb Jahre… Du wirst sehen, wenn ich mit deinem Brüderchen zurück bin wirst du sehr glücklich sein und wir werden alle wieder Zusammensein...», versuchte ihn die Mutter zu trösten.

Einige Tage später musste die Mutter ins Krankenhaus; das Brüderchen war auf dem Weg und sie brauchte die Aufmerksamkeit der Ärzte.

In den darauffolgenden Tagen fühlte sich Luca alleine: er ging zur Schule und wenn er nach Hause kam, versuchte er sich erwachsen zu benehmen und ließ Großmutter und Vater nicht merken wie traurig er war. Nur abends, vor dem Fenster, war er wieder er selbst und schaute sich den Himmel an. Er wollte sehen, ob er ein Zeichen sehen konnte, dass sein Brüderchen auf dem Weg sei…

 

 

Plötzlich sah er wie sich ein Stern löste und in einer leuchtenden Spur herunterfiel. Aufgeregt rannte er zum Vater der im Wohnzimmer Fern sah und rief: «Vater, Vater! Mein Brüderchen ist geboren! Ich habe einen Stern fallen sehen...!».

«Beruhige dich... er ist noch nicht geboren, wir müssen Geduld haben… Aber ich muss dir etwas sagen. Was du gesehen hast, war kein Stern. Es war ein Meteorit, ein großer Stein, der auf seinem Weg im Himmel brennt. Es ist so schwer und kompliziert zu erklären… Es ist spät, geh schlafen… und mach dir keine Sorgen...», sagte der Vater. Er küsste ihn und schickte ihn mit einem freundlichen Klaps in Bett. Er hatte keine große Lust zu sprechen, es war spät und er war selbst in seinen Gedanken gefangen. Er dachte an seine Frau im Krankenhaus und an das Kind das auf die Welt kommen musste. So hatte er sich vor den Fernseher gesetzt und die Tagesschau gesehen.

Luca ging traurig in sein Zimmer und diese Nacht schlief er mit offenem Rollladen: der Sternenhimmel beruhigte ihn und leistete ihm Gesellschaft, so wie der Fernseher dem Vater Gesellschaft leistete.

Am nächsten Morgen, läutete das Telefon sehr früh am Morgen und gleich danach ging der Vater zu Luca: «Wach auf Luca! Es ist diese Nacht geboren... lass uns Mutter besuchen...», und schnell zogen sie sich an um ins Krankenhaus zu fahren.

Die Mutter lag lächelnd im Bett, in einem Zimmer mit anderen Müttern und hielt ein winziges Kind im Arm...

«Wie schön euch zu sehen! Luca, schau, deine kleine Schwester... wir nennen sie Serenella, sie ist gestern spät abends geboren; es war ein schöner Himmel voller Sterne!», begrüßte die Mutter voller Rührung.

«Ich hatte es gesagt...», rief Luca, «dass der gefallene Stern mein Brüderchen… mein Schwesterchen war…».

«Welche Überraschung, ein Mädchen! Nun sind wir wirklich eine schöne Familie!», sagte glücklich der Vater. «Warum aber haben sie nur heut Morgen angerufen?», fragte er, ohne Luca Achtung zu schenken, der eigentlich gehofft hatte Recht zu bekommen.

«Das Krankenhaus entschuldigt sich, aber die Telefone funktionierten nicht und so konnten sie nur heute anrufen, aber alles ist bestens gelaufen… ich bin sehr glücklich…», antwortete die Mutter, «in einigen Tagen kann ich wieder nach Hause kommen...».

Luca und Vater warteten ungeduldig auf Mutters Rückkehr mit dem Mädchen, und endlich, nach acht Tagen, kamen sie.

Es waren acht ungeduldige Tage für Luca gewesen, der sich fortwährend fragte wie wohl das Leben zu viert sein würde. Einerseits war er glücklich ein Schwesterchen zu haben, andererseits aber, wusste er, dass sich vieles verändern würde: «Vater, es ist so merkwürdig, spielt nicht mehr mit mir; Mutter war viele Tage und Nächte weg und das Brüderchen… dass nun ein Schwesterchen ist... », dachte er oft.

Der Mutter ging es nun gut und allmählich konnte sie sich wieder bewegen und wie früher arbeiten. Aber mit der Zeit merkte Luca, dass auch sie sich verändert hatte: sie hatte nicht mehr viel Zeit für ihn. Wenn er von der Schule kam, spielten sie nicht mehr zusammen weil sie auf das Schwesterchen achten musste. Serenella war auch nicht so ruhig: oft weinte sie und spielen konnte man auch nicht mit ihr...

Die Wochen vergingen und Luca wurde der Enttäuschung wegen immer nervöser und frech. Die einzigen Momente in denen er sich wohl fühlte waren die, wenn er die Sterne bewunderte. Manchmal aber war es bewölkt und so blieb ihm auch in der Nacht nur eine innere Trauer.

Die Mutter musste ihn immer öfter rügen, und eines Abends als sie alle zusammen aßen: «Komm schon, Luca, versuche dich zu benehmen. Sei nicht so ungezogen und iss deine Suppe...».

«Ich mag die Suppe nicht», entgegnete Luca, «wenn ich sie esse wird es mir schlecht und ich muss ins Krankenhaus...».

«Übertreib es nicht! Du solltest wirklich ein wenig verständnisvoller sein… Ich verstehe ja, dass seit Serenella geboren wurde, du dich alleine und vernachlässigt fühlst, aber du musst nicht eifersüchtig sein: in einem Monat ist Weihnachten und wenn du brav bist, wirst du vom Weihnachtsmann ein wunderschönes Geschenk bekommen… du wirst es dir sogar selber aussuchen können, der Vater wird es dem Weihnachtsmann sagen und er wird es dir bringen...».

Nach diesen Worten strengte sich Luca an und aß langsam seine Suppe die ihm wirklich nicht schmeckte… Er war so angespannt und gestresst, dass es ihm schlecht wurde. Der Vater bemerkte es und nahm ihn in die Arme um ihn ins Bad zu bringen wo sich Luca von der Suppe befreite. Der Vater aber dachte, dass Luca es absichtlich gemacht hatte und bestrafte ihn indem er ihn ohne Abendessen zu Bett schickte.

Luca war sehr traurig und sah ein, dass er sich ändern musste: so konnte es nicht weitergehen und er entschloss sich, sich besser zu verhalten, und all seine Traurigkeit und seine Wünsche zu verbergen. Später hätte er dem Vater seinen Weihnachtswunsch mitgeteilt und so versucht sein Entgelt zu erhalten.

Von jenem Abend an betrug sich Luca gut, ohne seine Traurigkeit freizugeben. Und als nur noch einige Tage vor Weihnachten fehlten, fragte ihn die Mutter welches Geschenk er sich wünschte und Luca sagte fröhlich: «Das rote Auto mit den Pedalen das ich im Laden neben der Schule gesehen habe!». Luca überlegte lächelnd: «Es kostet viel, aber ich denke dass ich es mir verdient habe!».

«Na gut, ich sage es Vater und er wird es dem Weihnachtsmann mitteilen, damit er es am Heiligabend unter den Baum legen kann», versicherte ihn die Mutter. «Aber du musst weiterhin ein braver Junge sein!», ergänzte sie.

Am Heiligabend ging Luca nicht sofort ins Bett und, von seinen Eltern ungesehen, blieb er bis spät in die Nacht am Fenster sitzen. Er wollte den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten sehen… und mit Freude dachte er an sein Geschenk, das ihn für alle Traurigkeit und Einsamkeit entgelten würde. «Serenella hat mir Mutter und Vater weggenommen…», dachte er, als er plötzlich einen Lärm aus dem Wohnraum hörte…, «Der Weihnachtsmann ist schon im Haus! Wie hat er das wohl gemacht? Ich bin neugierig ihn zu sehen...», und leise näherte er sich dem Wohnraum und versteckte sich hinter dem Sofa... Mit großer Enttäuschung aber sah er wie der Vater die Geschenke unter den Baum legte: es war nicht der Weihnachtsmann… und von der Größe der Pakete, sah er auch, dass sein Auto nicht dabei war…

«Sie lieben mich nicht mehr...», dachte er mit Tränen in den Augen, «und sie haben mich angelogen und gesagt dass es den Weihnachtsmann gibt und er alle Geschenke an die guten Kinder bringt...».

Luca ging schnell in sein Zimmer zurück und begann mit dem Gesicht unter dem Kissen zu weinen. Er fühlte sich unglaublich einsam und er wusste nicht wie er sich von all seine Traurigkeit befreien konnte. Nach einiger Zeit kehrte er sich um und sah den Sternenhimmel und fühlte sich sogleich besser. «Wie schön, die Nacht ist meine Freundin, hier zuhause liebt mich niemand… ich will weg von hier…».

Luca zog sich hastig an, öffnete das Fenster und stieg in den Garten. «Wohin soll ich bloß? Ich kenne nur diesen Garten, die Geschäfte ums Haus, die Kirche wo ich zur Messe gehe, die Straße die zur Schule führt und den Platz mit dem Brunnen den ich jeden Tag überquere… Was wird wohl auf der anderen Seite sein? Und wie komme ich dorthin? Es macht nichts… Ich gehe bis zur Schule und dann sehe ich weiter! Solange die Sterne mit mir sind, habe ich keine Angst...», so dachte er, während er in der Nacht wanderte. An der Schule angekommen, fühlte er sich ein wenig ängstlich: noch nie war er auf die andere Seite der Zauns gegangen und nachdenklich hielt er inne. Er entschloss sich zu rennen, um baldmöglichst von diesem ersten unbekannten Ort wegzukommen… am Ende des Zaunes angelangt, bog er um und rannte dem Gehsteig entlang, geradewegs gegen einen alten Mann. Dieser hielt ihn an uns fragte ihn wo er zu solch später Zeit vorhatte hin zu gehen… Dem Kind fehlten die Kraft und der Mut und zugleich begann er bitterlich zu weinen. Kurz darauf, fing auch der alte Mann an zu weinen. Er schien ein guter, munterer Mann zu sein… Luca merkte es und beobachtete ihn sorgfältig: er hatte einen weißen Bart und dicke Augenbrauen; und überrascht merkte er dass er dem Großvater sehr ähnlich war.

«Warum weinst du? Ich bin es, der einsam und traurig ist...», fragte er den alten Mann.

«Ach, du musst wissen, jedes Mal wenn ich ein trauriges Kind sehe, muss ich weinen, und du scheinst mir wirklich sehr traurig zu sein… sag mir, was ist dir zugefahren?», sagte der alte Mann schluchzend und schnäuzte sich die Nase in einem roten Taschentuch.

«Ich fühlte mich wie ein großes, starkes Männchen, aber meine kleine Schwester, Serenella, hat mir Mutter und Vater weggenommen, und nun merke ich dass ich noch klein und schutzlos bin… Ich war ein guter Junge und ich habe nicht einmal das Geschenk bekommen dass ich mir gewünscht habe… Mutter und Vater haben mich auch angelogen und gesagt es gäbe den Weihnachtsmann, aber heute Nacht habe ich gesehen, dass es Vater ist der die Geschenke unter den Baum legt... Das einzige was mir Freude bereitet ist der Himmel mit seinen wunderschönen Sternen. Und dann hat Vater auch noch gesagt, dass die Sterne nichts weiter als große Steine sind…», erzählte schluchzend Luca in einem Zuge.

«Nun beruhige dich, dann kann auch ich aufhören zu weinen! Lass uns in wenig miteinander sprechen. Komm, setzen wie uns auf jene Bank unter der großen Eiche. Von dort kann man auch den wunderschönen Sternenhimmel betrachten...».

 

 

Luca beruhigte sich, er setzte sich neben den guten alten Mann und während er ihm zuhörte, fühlte er sich besser.

«Du musst sehr mutig sein um nachts alleine hinauszugehen… Du bist wirklich ein kleiner Mann. Zum Glück hast du mich getroffen, der gut ist… stell dir vor du hättest einen bösen Hund getroffen...».

«Ja, du hast Recht... ich war wirklich dumm! Ich weiß von den Gefahren, deshalb hatte ich auch Angst weiter als die Schule zu gehen: ich kenne diesen Ort nicht… Wenn ich denke dass ich dem Schulwart hätte begegnen können... er ist so böse und unfreundlich... Ich bin sehr froh dich getroffen zu haben… du erinnerst mich an meinen Großvater… Er ist nicht mehr unter uns, und ich bin mir sicher dass er nun einer der vielen Sterne ist...».

Der Junge schaute den alten Mann an und sah seine Augen wie Sterne leuchten und war sehr überrascht: «Natürlich! Du bist mein Großvater... Du hast dir nur den Bart wachsen lassen...», rief er aus und umarmte ihn ganz fest...

«Ich bin es, ja... Du hast Recht die Sterne gern zu haben: es gibt so viele! Erinnerst du dich als wir am Meer waren… Nun gut, es gibt mehr Sterne als Sandkerne; mehr Sterne als Schneeflocken die du jeden Winter vom Himmel fallen siehst wenn es kalt ist! Und denke nur, jeder Stern ist einzigartig! So auch unsere Lebenskraft, unsere Liebe, kommt von den Sternen und jeder von uns hat seinen Stern, nah oder fern, klein oder groß, leuchtend oder weniger… alles hängt davon ab wie du dich verhältst, ob du brav bist oder nicht...», verriet ihm der Großvater, glücklich ihn noch einmal umarmen zu können.

«Oh! Großvater, es ist so schön dich zu sehen... Aber sag mir, warum weiß es niemand, warum hat es mir nie jemand gesagt… und den Weihnachtsmann, gibt es ihn?

«Nun! Das weiß keiner wirklich... du glaubst, dass Mutter und Vater alles wissen, aber du irrst dich…. Du bist ein Kind, aber du glaubst dich schon groß… Mutter und Vater sind erwachsen, aber in Wirklichkeit ist jeder Erwachsene bloß ein großes Kind… nur wenn du ein Stern wirst, erfährst du mehr oder weniger die Wahrheit. Auf jeden Fall, den Weihnachtsmann gibt es… heute Nacht hast du ihn sogar gesehen».

«Das stimmt nicht... ich habe nur Vater gesehen, der mir nicht einmal das Geschenk gebracht hat das ich mir gewünscht hatte… Auch du bist es nicht, du bist nur mein Großvater… daher habe ich ihn nicht gesehen...», sagte er ratlos und voller Zweifel.

«Du irrst dich... im Moment in dem Vater die Geschenke unter den Baum gelegt hat, war er der Weihnachtsmann… Hätte dein Vater er nicht sein wollen, hätte er dir außer Kohle nichts gebracht. Jeder Mensch kann gut oder böse sein… ein Schwindler oder der Weihnachtsmann, du musst nur sehr lieben...», erklärte ihm der Großvater.

«Vater und Mutter lieben mich nicht mehr... nur Serenella lieben sie...», erwiderte der Junge ohne große Überzeugung.

«Du weißt es genau, dass sie dich lieben», versicherte ihn der Großvater. «Vielleicht verhalten sie sich nicht wie du es gern hättest... aber das ist nicht das wichtige... Du musst wissen, dass Serenella noch sehr klein ist und nichts alleine machen kann. Und so müssen ihr Mutter und Vater sehr nahe sein damit sie gesund und stark wird, so wie sie es mit dir gemacht haben... Vielleicht haben sie weniger Zeit für dich, aber sie haben dich nicht vergessen! Im Gegenteil: warum hilfst nicht auch du Serenella schön und stark zu wachsen...? Als sie geboren wurde, hast du sie gesehen: sie war der Stern der von Himmel gefallen ist. Nun ist der Stern in ihr... hilf ihr ein schöner und leuchtender Stern zu werden, glücklich und heiter...», erklärte ihm der Großvater, und schaute nostalgisch den Sternenhimmel.

«Oh! Großvater... ich danke dir... ich bin ja so gerührt und ich habe so vieles verstanden... Ab heute werde ich mich gut benehmen, nicht um Autos oder große Geschenke zu erhalten, aber um meinen Himmel noch leuchtender und heiterer zu sehen…», sagte Luca, der kleine Mann der nicht mehr weinte und eine große innere Freude spürte. «Ich verstehe du willst wieder dort hinauf, es tut mir Leid dass du gehst… aber ich werde mich trösten indem ich versuchen werde dich unter all den Sternen zu sehen».

Der Großvater begleitete ihn nach Hause. Luca grüßte ihn ein wenig traurig, aber zuversichtlich der Zukunft. Leise stieg er durch das Fenster in sein Zimmer und legte sich zurück ins Bett: er war glücklich, dass Mutter und Vater nichts von seinem Verschwinden erfahren hatten. Er schaute gleich aus dem Fenster um den Großvater zu sehen… aber er war bereits verschwunden und er schaute in den Himmel wo er einen leuchtenden und hellen Stern sah der hinaufstieg… und er versuchte genau festzuhalten wo er stehen blieb.

Am Morgen, zu Weihnachten, wachte er auf und kratzte sich am Kopf... Er war sich nicht sicher ob er geträumt hatte oder nicht... Hatte der Großvater wirklich mit ihm gesprochen oder nicht...? waren die Dinge die er gehört hatte war...? Er kümmerte sich nicht darum denn, wäre auch alles wirklich geschehen, er hätte es nie beweisen können: die Sterne sind so weit weg… niemand hätte ihm jemals geglaubt… das wichtige war, dass er glücklich und zufrieden war…

Er stieg aus dem Bett und ging zu Mutter und Vater um sie zu umarmen und fröhliche Weihnachten zu wünschen… auch Serenella vergaß er nicht: er gab ihr die ersten Küsschen auf die Wange… Vater und Mutter sahen es und waren sehr gerührt.

«Frohe Weihnachten, Luca. Siehe unter den Weihnachtsbaum... Der Weihnachtsmann hat dir schöne Geschenke gebracht...», rief der Vater aus, der ein wenig bekümmert war, weil er Lucas Auto nicht hatte kaufen können. Er hätte früher in den Laden gehen sollen, aber die vielen Probleme hatten in abgelenkt, und das Spielzeug war schon ausverkauft gewesen. Er hoffte so sehr Luca könnte auch ohne glücklich sein...

«Oh, wie schön... ich liebe den Weihnachtsmann, er ist mir sehr sympathisch... sehen wir mal...», glücklich nahm Luca ein winziges Geschenk mit seinem Namen und öffnete es... mit großer Freude sah er einen goldenen Ring und erkannte ihn sogleich: es war der Hochzeitsring seines Großvater… und zugleich umarmte er mit tränenden Augen Mutter und Vater...

«Es tut mir Leid, Luca! Aber das rote Auto war verschwunden! Daher, mit der Großmutter einverstanden, haben wir dir dieses sehr wertvolles Geschenk und von großer moralischen Wert gemacht... ich hatte so sehr gehofft du würdest es verstehen… und bist trotzdem glücklich...».

«Das bin ich Vater! Sei unbesorgt, es ist das schönste Geschenk dass du mir machen konntest...», rief er glücklich aus. «Danke Mutter, ab heute, will auch ich dir mit Serenella helfen, damit sie glücklich und zufrieden wächst. Entschuldige, dass ich böse war...».

Seit jenem Weihnachten lebte die Familie glücklich und zufrieden; Luca wurde wirklich ein sehr guter kleiner Mann, immer glücklich und anständig, nie egoistisch oder böse mit den anderen... Er achtete sehr auf Großvaters Ring und er konnte es kaum erwarten selbst erwachsen zu sein um ihn zu tragen… aber er musste es sich verdienen: jede Nacht schaute er in den Himmel ohne zu vergessen den Großvater zu grüßen der ihm in jener Nacht geholfen hatte ein wenig erwachsener zu werden…

 

Giuseppe Veronese

 

 

Übersetzung: Anna Veronese 

 

 

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