Der Lehrer Der Lehrer.mp4 (24:16 min) Erzählung aus „Es war einmal Weihnachten“. Armando Dadò editore, Fantasie von Giuseppe Veronese Die langen und warmen Sommertage waren dabei den Herbst willkommen zu heißen. Die Sommerferien waren beendet, morgen würde die Schule beginnen: die Kinder spielten nicht mehr sorglos und heiter, und schon seit einigen Tagen bereiteten sie sich wieder, oder zum ersten Mal, für die Schule vor. Auch Mario dachte daran und war sehr aufgeregt: seine Mutter hatte ihm mitgeteilt er würde einen neuen Lehrer haben. Die vorherige Lehrerin hatte ein Kind bekommen und hatte aufgehört zu Lehren. Auch seine Klassenkameraden würden nicht mehr dieselben sein, weil die Klasse aufgeteilt worden war. «Wie werden wohl meine neuen Klassenkameraden sein? ...und der Lehrer? Ich hoffe nicht wie Vater: er ist so genau und pingelig!», fragte er sich andauernd, während er sich im Bett andauernd umdrehte. Jene Nacht konnte er nicht einschlafen: er entschied sich das Licht einzuschalten und in einem Bilderbuch nervös rumzublättern. Nach einiger Zeit schaute er auf seine Uhr: es war elf… Mario schaute noch einmal auf die Uhr, welche er letzte Weihnachten erhalten hatte, und es fielen ihm die Worte seines Vaters ein: «Jetzt bist du groß! Du verdienst dir eine Uhr, die es Wert ist, … pass aber auf sie nicht kaputt zu machen: sie ist sehr teuer...», hatte ihn der Vater ernst aufgefordert. Das Kind löschte das Licht. «In wenigen Stunden beginnt die Schule: die dritte elementar Klasse! Mutter wird mich nicht mehr begleiten... sie denkt ich bin groß...! Und der Lehrer...?», fragte er sich ängstlich und nochmal hoffte er, dass er nicht Vater ähnelte. Es war wohl wahr, dass Vater, in Zürich geboren und aufgewachsen, nach einer Lehre bei einem Zürcher Uhrmacher, nach Lugano gezogen war und ein Uhren Geschäft geöffnet hatte. Er hatte geheiratet und bald danach wurde Mario geboren. Leider aber war er so sehr von seiner Arbeit eingenommen, sodass er, wann immer er nach Hause kam, ein stätiges und intransigentes Ticken mitbrachte. Er lächelte und spielte wenig mit dem Kind und wollte, dass alle Dinge in Ordnung waren. Außerdem sprachen Mutter und Vater oft mit lauter Stimme oder stritten sich. Mario liebte seine Eltern sehr, aber all diese Spannungen machten ihn sehr unsicher und er fühlte sich nie richtig verstanden: er hatte Angst, dass sich diese Unstimmigkeiten eines Tags gegen ihn richten würden… Am nächsten Morgen wurde er plötzlich von der Mutter geweckt: der Vater war schon zur Arbeit gegangen und sie war eingeschlafen! Die Schule würde in wenigen Minuten beginnen und sie waren unglaublich spät daran. Schnell wusch er sich das von der Schlaflosen Nacht müde Gesicht, nahm seinen Schulrucksack und diesen Morgen entschloss sich die Mutter ihn zur Schule zu begleiten. Die Stunde hatte schon begonnen, sie suchten die Klasse und nachdem sie geklopft hatten, traten sie ein. Der Lehrer näherte sich und grüßte sie freundlich. Die Mutter, ein wenig verlegen, grüßte alle und verließ schnell das Zimmer. Der Lehrer ließ Marco an den einzigen freien Platz in der ersten Reihe setzen, genau vor der Schiefertafel. Neben ihm saß ein Junge, der ihm zulächelte: nun war die Klasse komplett. Der Lehrer stellte allen Kindern verschiedene Fragen: wer sie waren, wo sie wohnten und wie alt sie waren und war mit allen sehr freundlich. Am Ende stellte auch er sich vor: er hieß Giovanni, wünschte sich ihnen viele Sachen zu Lehren und hoffte, dass sich bald alle in seiner Gegenwart wohlfühlten. Mario fühlte sich dem Lehrer gleich hingezogen: er war tatsächlich ein guter Mann und strengte sich sehr mit allen Kindern an. Er spürte, dass er alles daran tat, um Freude in der Klasse zu verbreiten: er kontrollierte die lebhafteren, kümmerte sich um die schüchternen, und ließ Strenge mit den schelmischen walten. Mario strengte sich zugleich sehr an: er wollte einen guten Eindruck machen, vor allem vor dem Vater. Er wollte sich seine Anerkennung verdienen und gelobt werden: «Vater wird bestimmt glücklich über mich sein, wenn ich viele Dinge lerne… Ich will, dass er stolz auf mich ist, so wie ich es auf ihn bin!». Die ersten Schultage vergingen auf heitere Weise: nach jeder Stunde gab es zehn Minuten Pause. Mario konnte so Freundschaft mit den anderen Kindern schließen und spielte mit ihnen während der Pausen. Nur mit Carlo, seinem Banknachbarn hatte er es schwer. Er war ein schelmisches Kind und fuhr fort Streiche zu spielen. Auch war er während der Stunden unaufmerksam und machte über alle Witze, vor allem Mario. Aber die Dinge änderten sich… Eines Tages machte sich Carlo über Mario lustig und sagte ihm: «Ach! Welches Ührchen trägt unser kleiner Liebling? Bestimmt bist du... ein verwöhnter Bengel!». «Es ist ein Weihnachtsgeschenk...», antwortete Mario und errötete, aber ohne den Mut aufzugeben, fragte er: «Und was hast du bekommen...?». «Ich bin groß und glaube bestimmt nicht mehr an das Christkind! Zu Weihnachten brauche ich nichts! ...», antwortete er spottend. «Oh, das tut mir leid! Mein Vater ist Uhrmacher und so schenkt er mir zu jedem Geburtstag und Weihnachten eine Uhr. Ich versichere dir, dass ich mir schon seit langem etwas anderes wünsche...! Wenn du möchtest, kann ich dir eine schenken...!». Die überraschende Großzügigkeit verwirrte Carlo: «Gut...! Wenn du wirklich willst...». «Natürlich...! Und was macht dein Vater?», fuhr Mario entschlossen fort. «Mein Vater ist ein wichtiger Geschäftsmann und immer auf Reisen...! Ich sehe ihn sehr selten, aber er liebt mich trotzdem...!». In dieser Aussage spürte Mario ein wenig Bitterkeit und er war sich sicher, dass er nun auch Carlos Freundschaft gewonnen hatte. Am nächsten Morgen hielt Mario sein Versprechen und brachte seinem neuen Freund die Uhr: Carlo war wegen des unerwarteten Geschenks verlegen und von jenem Tag an mochte er seinen neunen und einzigen Freund immer mehr. Die Zeit verging und Marios Eltern waren über seine Fortschritte sehr zufrieden. Der Vater war immer noch sehr streng, aber Mario gewann immer mehr vertrauen in sich selbst und ertrug Vaters Anforderungen immer besser: sich immer gut die Hände waschen, sich gut zu benehmen, alles vom Tisch aufzuessen, alles aufgeräumt zu lassen, immer um halb neun zu Bett zu gehen... alle Aufgaben, die mit einer gewissen Autorität erteilten, worden waren. Eines Nachmittags, während er glücklich nach Hause kam, weil er wieder einmal gut in der Schule war, sah er ein wunderschönes rotes Motorrad mit starkem Motor vor der Bar in der Nähe seiner Wohnung. Er nährte sich, um es besser zu betrachten. «Wenn ich groß bin, werde auch ich solch ein schönes Motorrad haben... Ich werde viel lernen und es mir verdienen!», dachte er. Aus Neugier streckte er eine Hand, um es zu berühren und plötzlich fiel das Motorrad heftig zu Boden. Der Motorradfahrer, der in der Bar war, hörte den Lärm und rannte auf die Straße. Unbeholfen sah Mario den Mann und wollte sich entschuldigen, dann sah er das verärgerte Gesicht und erschrak. Er wollte weglaufen, aber es war zu spät… der Motorradfahrer packte ihn an der Schulter, drehte ihn harsch um und gab ihm einen heftigen Fußtritt auf den Hintern. Das Kind spürte einen großen Schmerz und fiel zu Boden… Schmerzend stand er auf und fragte weinend: «Warum? Was habe ich getan... Ich habe es nur leicht gestreift... sicher war es falsch parkiert!». Der Mann aber wollte keine Entschuldigungen hören und warnte: «Verschwinde du Bengel! Und wehe dir du sagst jemandem vom Fußtritt... ich könnte dich und auch deine Eltern schlagen!». Dann hob er das Motorrad hoch und da es nicht beschädigt war, drehte er den Motor an und fuhr fort. Mario, vor Angst immer noch zitternd, trocknete sich die Tränen und versuchte sich zu beruhigen... Auf dem Weg nach Hause fragte er sich ob er dies wohl der Mutter erzählen sollte: die warnenden Worte des Mannes widerhallten in seinen Ohren und er hatte Angst es würde geschehen. Er versuchte das Geschehene zu entschuldigen, aber er war so aufgebracht, dass er am Ende entschied, dass der Mann wohl recht hatte: er hätte das Motorrad nicht berühren sollen! Mit diesen Überlegungen ging er ins Haus und suchte die Mutter. Er fand sie im Badzimmer. «Raus mit dir!», schrie die Mutter. «Die Waschmaschine ist kaputt...! Überall ist Wasser und Seife...!». Mario schloss traurig die Türe und ging in sein Zimmer. An jenem Abend kam der Vater sehr müde nach Hause. Mario bemerkte es und erzählte auch dem Vater nichts.... Zu Tisch aber, merkte der Vater, dass etwas nicht stimmte: «Was ist Mario...? warum bist du so stumm? Ist etwas in der Schule geschehen?». «Ach... nichts. Ich bin nur müde...!», antwortete Mario und goss sich ein wenig Wasser ins Glas. Der Vater aber betrachtete ihn genau und merkte, dass etwas nicht stimmte, während der Sohn den Wasserkrug deponierte. «Mario...! Du hast die Uhr kaputt gemacht...!», schrie er und rügte ihn, weil er es verschweigen wollte. Aus Überraschung stürzte Mario den wasservollen Glass auf den Tisch und brachte kein Wort heraus: «Nein... das stimmt nicht...!». Der Vater fasste ihn an seinem Handgelenk und zeigte ihm das Zerbrochene Glas der Uhr... Das Kind erschrak: er hatte es nicht bemerkt! Es war wohl geschehen als er auf den Boden fiel. Mario erwiderte nichts, und der Vater, enttäuscht vom Verhalten seines Sohnes, gab ihm eine scharfe Ohrfeige. Mario weinte und rannte in sein Zimmer. Die Mutter stand auf, um ihn trösten zu gehen, aber der Vater hielt sie davon ab: «Lass ihn sein...! Er muss lernen keine Lügen zu erzählen und Respekt vor den Dingen zu haben...!». So blieb Mario allein mit seiner Traurigkeit: er hatte schon kleine Klapse bekommen, aber noch nie so unvorhergesehen und schuldlos. Auf seinem Bett dachte er immer wieder an den schlimmen Tag und zum ersten Mal wurde ihm klar, dass er Angst vor dem Vater hatte. «Von heute an werde ich niemanden wieder stören...», und er entschloss sich, dass es seine Schuld war und dass alles wegen seinem falschen Verhalten geschah. Die Tage vergingen schnell und gingen dem Winter entgegen, aber Mario fuhr fort an den Fußtritt und die Ohrfeige zu denken. Er hatte den Mut noch nicht aufgebracht es jemandem zu erzählen und mit der Zeit wurde er auch in der Schule schlechter. Er hatte Angst dem Motorradfahrer zu entgegnen, aber zur selben Zeit wünschte er es sich: er wollte ihm sagen, dass er nichts erzählt hatte. Der Gedanke er hätte ihm und seinen Eltern wehtun können, ängstigte ihn. In der Klasse war er abwesend und war nicht mehr konzentriert. Während er in den ersten Monaten einer der Besten war, wurde er nun auch von den Letzten überholt. Die Angst und die Spannung überwältigten ihm immer mehr, bis er Mühe zu lesen und zu schreiben hatte. Carlo hingegen, der dank Marios Freundschaft und der Aufmerksamkeit des Lehrers, anständiger und in der Schule besser geworden war, merkte dass etwas los war: sein einziger Freund spielte nicht mehr sorglos und redete wenig. Aber er konnte nicht herausfinden was es war. Eines Tages merkte er, dass er die Uhr nicht mehr trug: «Was ist los Mario...? Bist du traurig, weil du die Uhr kaputt gemacht hast? Dein Vater hat mit dir geschimpft?». «Nein...! Zu Weihnachten... werde ich bestimmt eine Neue erhalten...! Nichts ist geschehen. Ich will einfach nur allein gelassen werden!», log Mario, um nicht mehr sprechen zu müssen. Carlo fragte nicht mehr weiter, er hoffte aber von ganzem Herzen, dass der Lehrer etwas merken würde und ihm helfen würde, wie mit ihm gemacht hatte. Weihnachten stand vor der Türe und alle Kinder warteten froh auf die Geschenke, die sie unter dem Weihnachtsbaum finden würden. Nur Mario hoffte keine Uhr mehr zu bekommen, stattdessen ein wenig Verständnis von seinem Vater. Nach einem strengeren und schweren Tag als sonst, ging Mario traurig nach Hause. Er erinnerte sich daran, dass seine Mutter an jenem Nachmittag zum Zahnarzt ging und so profitierte er einen längeren Weg durch den Ciani Park, entlang der See, zu machen. Auch wenn der Winter die Natur etwas öder gemacht hatte, halfen ihm doch den braunen Blätterteppich, die Briese des Sees und die nahestehenden Berge sich etwas besser zu fühlen. Er begann Richtung Hafen zu spazieren. Zum ersten Mal bemerkte er den kleinen Platz, der von einer Hecke umzäunt war: in der Mitte war eine Statue eines alten Mannes, der auf einem Stuhl eingebrochen saß, mit den hilflosen Armen, die zur Seite herunterhingen und den kraftlosen erstreckten Beinen. Die Traurigkeit und Einsamkeit der Statue rührten ihn: er fühlte sich dem Mann sehr nahe und nährte sich, um ihn besser zu betrachten. Unbeweglich schaute er ihn an. Plötzlich hörte er Schritte hinter sich: er erstarrte vor Angst und dachte an den Motorradfahrer. «Hallo, Mario, was machst du hier allein im Park, hast du keine Angst?». Mario erkannte die Stimme seines Lehrers und drehte sich erfreut um: «Ja, ich habe ein wenig Angst... Aber die Mutter kommt spät nach Hause und so habe ich gedacht einen längeren Weg zu nehmen und in den Park zu kommen… er ist so wunderschön...!», antwortete er. «Ich hatte diese Statue nie bemerkt... sie ist sehr traurig, wer ist das?», fragte dann Mario. «Wenn du grösser bist, wirst du es in der Schule lernen... es ist Sokrates, ein großer Lehrer… Auch er lehrte die Kinder und die Jungen Menschen… Nicht nur Mathematik, Lesen und Schreiben, aber auch die Grundkonzepten des Lebens. Er lehrte, wie man die schönen Dinge in der Welt und in sich selbst findet. Du musst wissen, dass es auch in der Vergangenheit Menschen gab, die alles verneinten und verachteten und behaupteten, dass es nichts gabt das wahr und wichtig war… Sokrates versuchte ihnen das Gegenteil zu lehren: er hatte viele Anhänger, die auf ihn hörten und verstanden, und so sind seine Worte bis zu uns gelangt. Leider haben nicht alle seine Wertvolle Botschaft geteilt und einige Leute, die ihn nicht verstanden hatten, zwangen ihn Schierling zu trinken, ein sehr gefährliches Gift. Darum ist die Statue so, ohne Leben. Seine letzten Tage waren sehr traurig, aber er starb in der Sicherheit etwas Wichtiges und Langzeitiges gelehrt zu haben. Du wirst sehen, in wenigen Jahren wirst auch du seine Worte lernen und verstehen...». «Ich verstehe es nicht... Warum sollte man die schönen Dinge verachten?». «Du musst wissen das Sokrates, um die Schönheit der Natur zu genießen (diese Bäume die majestätisch hervorragen, das Singen der Vögel, die Wiesen, die Blumen…), in Armut lebte, aber sehr zufrieden war. Leider haben heute viele Leute nur Achtung vor sich selbst, dem Geld oder der Arbeit und vergessen den Nächsten und die Natur. Sokrates hat es vor vielen Jahrhunderten verstanden, aber noch heute ist es schwer es verständlich zu machen...», erklärte der Lehrer. «Ah!», dachte Mario. «Wie der Motorradfahrer, der sich nur um sein Motorrad gekümmert hat, ohne darauf zu achten, wie weh er mir tun würde...!». Das Kind hörte aufmerksam zu: er war froh und stolz ihn als Lehrer zu haben. «Aber sag mir Mario... auch du scheinst mir in letzter Zeit traurig wie Sokrates, du sitzt an deinem Platz und sagst kein Wort... was ist los mit dir?», fragte der Lehrer. Das Kind war überrascht, aber auch glücklich. Er hatte viel Vertrauen in seinen Lehrer, aber er erinnerte sich an die Warnung des Motorradfahrers und verschwieg die Wahrheit: «Ach, nichts... Ich bin nur sehr müde... In der Schule ist es so schwer...». «Ich weiß, dass die Schule schwer ist, aber du bist ein guter Schüler! Am Anfang warst du sehr gut… Ich glaube nicht, dass die Schule Schuld hat… Nicht einmal Carlo denkt es: er ist sehr um dich besorgt! Aber wenn es dir schwer fällt es mir zu sagen, warum schreibst du es mir nicht einfach?», schlug der Lehrer vor. «Komm, setz dich auf diese Bank und schreibe es in dein Heft...». Mario war sehr aufgeregt: der Motorradfahrer hatte ihn gewarnt es niemandem zu sagen, deshalb... konnte er es schreiben! Er nahm sein Heft: als er es umblätterte, sah er wie die ersten Seiten ordentlich und sauber waren, aber die Letzten… ein einziges durcheinander. «Hab keine Angst, du kannst es! Du warst immer einer der Besten...», ermutigte ihn der Lehrer. Mario nahm den Stift: er wollte sich endlich von der Last befreien, die ihn immer mehr in sich selbst isolierte. Er schrieb: «Ich war froh viele Dinge mit dem neuen Lehrer zu lernen. Aber eines Tages, als ich nach Hause ging, habe ich ein schönes Motorrad gesehen. Ich habe es nur gestreift, aber es ist zu Boden gefallen. Ein Mann ist aus der Bar gerannt und hat mir einen heftigen Fußtritt gegeben. Er hat mir gewarnt es niemandem zu sagen, weil er sonst auch meine Eltern schlagen würde. Außerdem hat Vater viel Arbeit. Sein Geschäft ist voller Uhren und jede funktioniert perfekt. Alle haben die gleiche Zeit. Der Vater und die Mutter sind so genau und ernst und ich weiß nie, wie ich mich benehmen soll, um sie nicht zu verärgern. Ich möchte eine Schweizer Uhr sein und niemanden stören». Als er fertig war, überreichte er das Heft dem Lehrer und lächelte... Der Lehrer lass aufmerksam, dann lächelte auch er und umarmte den Jungen: «Bravo! Das hast du sehr gut geschrieben! Die anderen Kinder brauchen länger, aber du... sieh nur welche Fortschritte du gemacht hast! Du wirst deine Angst bestimmt überwältigen... Komm nun, ich begleite dich nach Hause...». Mario war sehr stolz auf sich selbst und ging plaudernd mit dem Lehrer nach Hause. «... Du bist ein Kind, keine Uhr, und musst dich als Kind benehmen. Auch dein Vater weiß es, und er hat dich auch sehr lieb. Vielleicht ist auch er, wie so viele andere, zu schnell erwachsen geworden und hat vergessen die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten. Nun spielt er den Erwachsenen und will dir Ordnung, Ernsthaftigkeit, Benehmen, Sauberkeit und Arbeit lehren… Das sind alle sehr wichtige Werte, aber sie bedeuten dir noch nicht viel, weil du sie nicht anfassen kannst, weil sie nicht lebendig sind wie die Blumen, die Tiere. Warum bringst du ihm nicht bei wieder ein wenig Kind zu sein und lehrst ihm die Dinge, die dir gefallen: die Bäume, die Blumen, die Sterne…? Ich denke er würde glücklicher werden...». In der Zwischenzeit waren sie an der Bar angekommen und Mario erzitterte als er das rote Motorrad auf den Gehweg parkiert sah. «Hab keine Angst... Er wird dir nichts tun, lass uns hineingehen...», sagte der Lehrer. Mario hatte zuerst Angst, als er aber die große und starke Hand des Lehrers fühlte, wurde er sicherer und folgte ihm in die Bar... Er erkannte den Mann der auf einer Ecke, hinten einen Tisch saß, und ein großes, leeres Bierglas vor sich hatte... Er saß krumm, die Beine ausgebreitet und der Kopf hing herunter. Mario dache an Sokrates, aber statt Respekt und Ernsthaftigkeit auszustrahlen, strahlte der Mann nur Betrunkenheit aus und Mario fühlte nur Mitleid. Der Mann hob schwer den Kopf und sah sie eintreten. Auch Mario sah ihn an, merkte aber, dass er nicht erkannt worden war, denn er neigte sofort wieder den Kopf und schlief ein. Bevor der Lehrer dem Motorradfahrer näherkommen konnte, forderte ihn Mario auf wegzugehen. Der Lehrer ließ es bleiben und beide gingen hinaus. «Danke Lehrer! Du hast mir sehr geholfen... Ich habe keine Angst mehr und weiß nun, dass er mir nichts anhaben kann. Es ist nur ein armer Teufel, auch er wird seine Probleme haben! Ich werde ihm einfach aus dem Weg gehen...». «Nun Gut... Weißt du, ich kenne ihn vom Sehen...! Es ist Carlos Vater... Nun ist er Arbeitslos und einsam: Carlo und die Mutter leben nicht mehr mit ihm, sie sind geschieden...!». Die Aussage überraschte Mario und er dachte an seine Freund Carlo. Dann dachte er an seinen Vater und hatte eine Idee: «Ich habe eine Idee! Warum sprichst du nicht mit meinem Vater, vielleicht hilfst du ihm wieder ein wenig Kind zu werden wie ich?», fragte er den Lehrer. «Es tut mir leid, aber ich glaube nicht so gut wie Sokrates zu sein! Wer kann einem Mann beibringen ein Kind zu sein, wenn nicht ein Kind selbst?». «Ich denke nicht, dass ich dazu im Stande bin...». «Es muss nicht schwer sein...! Sei einfach nur du selbst: wenn du Lust zu spielen hast, spiele! Wenn du lachen willst, lache! Wenn du Lust zum Betrachten hast, schaue! Und langsam wird es auch dein Vater lernen, ohne dass du etwas Bestimmtes machen musst... Erinnere dich auch daran, dass du nie allein bist. Zu Weihnachten kommt immer ein großer Lehrer, der dir hilft!». «Wer? Sokrates?!?». «Aber nein! Das Christkind!». «Stimmt! Ich hatte nicht daran gedacht...», errötete Mario. «Nicht nur...! Vergesse auch Carlo nicht: er wartet darauf dich wieder glücklich in der Schule zu sehen!». «Stimmt...! Es ist so schön wieder in die Schule zu gehen...!». Endlich waren sie bei Marios Haus und verabschiedeten sich freundschaftlich. Mario trat voller Energie ins Haus: die Zukunft machte ihm keine Angst mehr. Er würde auf den großen Lehrer warten, das Christkind Jesus, das nicht gelehrt hatte zu lesen und zu schreiben, aber das Leben und den Nächsten zu lieben... An diesem Weihnachten würde er seinem Vater einen Brief für das Christkind geben, indem er bitten würde, nicht die übliche Uhr zu bekommen, aber ihm zu helfen seinen Eltern wieder das Lächeln und die Freude der Kinder zu lehren. Giuseppe Veronese Übersetzung: Anna Veronese . . Ritorno a Busillis |